Wärmestube - Treffpunkt des Miteinanders

Fast jeden Morgen warten zwei Männer bereits darauf, dass das Räumchen in der Kelter aufgeschlossen wird. „Für sie ist die Wärmstube Wohnzimmerersatz“, sagt Diakon Ivan Jelec. Seit 35 Jahren ist das Zimmer in der Kelter ein Treffpunkt für Menschen ohne richtiges Zuhause, ein Ort des Austausches und Miteinanders. Ermöglicht wird dies durch Ehrenamtliche, die sich um die Wärmstube und deren Besucher kümmern.

Bei der Modernisierung der Wangener Kelter stand für die Wangener die Wärmestube keineswegs zur Diskussion. „Es ist vermutlich die letzte ihrer Art in Stuttgart“, sagt Doris Denneler, eine der Ehrenamtlichen. Die Einrichtung hat eine lange Geschichte. In den Nachkriegsjahren hatte die Stadt Vertriebenen, die eine oft in schlecht beheizten Unterkünften lebten, eine warme Stube in der Kelter zur Verfügung gestellt. Dort wurde gemeinsam geplaudert, gestrickt und gespielt. In den Sechziger Jahren nutzten vor allem Männer, die auf der Straße lebten die Stube. Als die Stadt 1981 den Raum schließen wollte, regte sich Widerstand. Der Bezirksbeirat forderte den Fortbestand. Die Stadt willigte ein, allerdings unter der Vorgabe, dass sie von der Betreuung entbunden wird. Daraufhin haben drei Kirchengemeinden - die evangelische, die evangelisch-methodistische und die katholische - die Verantwortung übernommen. Seit 35 Jahren teilen sich nun Ehrenamtliche den Schließdienst. „Morgens öffnen wir die Stube, schließen sie am Abend wieder, schauen auch tagsüber immer wieder vorbei, suchen den Kontakt zu den Besuchern“, sagt Jelec. Die Ehrenamtlichen - acht bis zehn aus allen Kirchengemeinden - wechseln sich ab. Die Zahl der Besucherinnen und Besucher schwanke. Sieben bis zehn Stammbesucher sowie - vor allem in den Wintermonaten - weitere Menschen, darunter auch Familien, die sporadisch verweilen. Die Stadt stellt Mittel für eine Fachkraft zur Betreuung der Besucher zur Verfügung. Werner Schaaf, Sozialarbeiter im "Sozialhotel plus" leistet seit 2017 diese Arbeit.  Er begleitet und unterstützt die Wärmstubenbesucher auch in Lebensfragen. (Der Text stammt von Mathias Kuhn, UZ)